Kartoffeln im Sack: Anbauen auf kleinsten Raum
Bei Jamie Oliver sahen wir vor einigen Jahren eine praktische Idee: Einfach Kartoffeln in einen Sack mit Erde pflanzen und diese Säcke in eine sonnige Ecke auf Balkon oder Terrasse stellen. Klang einfach und gut, vorallem wenn man selbst keinen Platz für ein Kartoffelbeet hat. Dieses Jahr haben wir die Idee das erste Mal in die Tat umgesetzt und getestet.
Kartoffeln im Sack auspflanzen
Anfang Mai
Wir bekamen 10 ausgetriebene Saatkartoffeln der Sorte Laura geschenkt. So planten wir je Sack zwei Kartoffeln und kauften uns fünf Säcke mit je 20 Liter normaler Blumenerde.
Bevor die Kartoffeln in die Säcke gepflanzt werden, müssen mehrere Löcher als Ablauf in den Boden. Das geht mit einer Gartenschere schnell und problemlos.
Danach nahm ich aus jedem Sack etwa 2/3 der Erde heraus. Das verbliebene Substrat wurde aufgelockert und anschließend eine Saatkartoffel hineingelegt.
Bei zwei Säcken schnitt ich seitlich ein Loch hinein (ebenfalls gesehen bei Jamie Oliver) und richtete die vorhandenen Austriebe zum Schlitz hinaus. Wir wollten mal testen ob die Pflanzen dadurch mehr Knollen bilden. Der Seitenschlitz ist also kein Muss.
Nun wird vorsichtig Erde auf die Knolle geschüttet bis der Sack etwa halb voll ist. Danach folgt die zweite Saatkartoffel und der Sack wird mit der restlichen Erde aufgefüllt. Beide Knollen sind jetzt in unterschiedlicher Höhe und behindern sich nicht beim Wachsen.
Bitte beachten: Saatkartoffeln müssen immer mit den Trieben nach oben gepflanzt werden.
Den Pflanzsack kann nun bequem an die gewünschte Stelle transportieren und danach großflächig angießen. Ab den Zeitpunkt der Pflanzung muss regelmäßig etwas gegossen werden.
Wachstum, Blüten und Welke
Mitte Mai
Wir warteten ganz ungeduldig auf die ersten Triebe, sozusagen als Bestätigung, dass wir alles richtig gemacht haben. Mitte Mai war es dann soweit und das erste zarte Grün hat es ans Licht geschafft.
Ab jetzt müssen die Säcke regelmäßig gegossen werden und zwar so, dass die Erde nicht zu nass wird, aber auch nicht komplett austrocknen kann. Außerdem stellten wir die Kartoffelsäcke um: Zwei kamen an einen sehr sonnigen Standort und drei Säcke an einen halbschattigen Platz.
Ende Mai – Anfang Juni
Etwa Anfang Juni haben die Pflanzen schon eine stattliche Größe angenommen. Da sie nicht mehr geschützt in der Ecke stehen, muss man gut darauf achten, dass die Säcke nie starken oder langanhaltenden Regen ausgesetzt sind. Trotz der vorhandenen Ablauflöcher im Boden, kann es zu nass für die Kartoffelpflanze werden. So stellten wir unsere Kartoffelsäcke immer an eine geschützte Stelle, sobald der Wetterbericht länger anhaltenden Niederschlag vorhersagte.
Ein paar Tage später…
Mitte – Ende Juni
Aufgrund des üppigen Wachstums sind die Triebe irgendwann „umgekippt“ und gebogen wieder nach oben gewachsen. Das hat prinzipiell nicht gestört, allerdings wurden die Pflanzen dadurch etwas ausladender und nahmen auf unserem Sitzplatz deutlich mehr Platz weg.
Mitte Juni standen dann alle Kartoffelpflanzen in Blüte:
Anfang August
Ab Anfang August fingen die Pflanzen an zu welken. Die Sorte Laura ist eine mittelspäte Kartoffel, d.h. die Erntezeit liegt Mitte September. Wir lagen also im Zeitplan. 🙂
Ernte der Kartoffelsäcke
Mitte September
Nachdem das Kraut bis auf den letzten Trieb komplett verwelkt war, ernteten wir unsere Kartoffeln.
Dazu schüttet man den Sackinhalt auf eine geeignete Unterlage und sucht die vorhandenen Knollen heraus. Um die Säcke untereinander zu vergleichen, ernteten wir jeden Sack einzeln und wogen den Ertrag.
Pro Sack konnten wir etwa 470 – 900 Gramm ernten. Ganz wichtig war hier auf jeden Fall der Standort: Die vollsonnig stehenden Kartoffeln bildeten deutlich mehr Knollen.
Standort | Schlitz vorn | Erntegewicht |
sehr schattig | nein | 470 g |
halbschattig | nein | 560 g |
halbschattig | nein | 720 g |
vollsonnig | ja | 840 g |
vollsonnig | ja | 900 g |
Unser Fazit zum Kartoffelanbau im Sack
Wir haben 12,50 Euro für die fünf Säcke Blumenerde bezahlt und 3,49 kg Laura Kartoffeln ernten können. Das entspricht einem Kilopreis von 3,58 Euro. Mega teure Kartoffeln. 😉
Der Test war auf jeden Fall sehr interessant und wird nächstes Jahr noch optimiert. Wir werden die Kunststoffsäcke (hab ich natürlich aufgehoben) selbst mit einem lockeren Kompost/Humus/Sand-Gemisch befüllen. Reine Blumenerde scheint mir für die Kartoffel kein optimales Substrat zu sein. Vielleicht wird der Ertrag dadurch noch etwas mehr.
Anfangs hatte ich bedenken, dass die 20 Liter-Säcke nicht ausreichen würden. Bei der Ernte zeigte sich jedoch, dass noch genügend Platz im Sack für weitere Knollen gewesen wäre.
Ansonsten ist das Handling der Säcke schon sehr praktisch. Wird die Pflanze im Sommer für den vorhandenen Standort zu groß, kann man sie problemlos woanders hinstellen.
Viel Spaß beim Nachmachen. 🙂
Fragen und Kommentare sind immer erwünscht.
Dieser Beitrag wurde am Montag, 03. Oktober 2016 um 20:25 Uhr veröffentlicht.
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